42 Truppführer qualifiziert

Kreis Euskirchen - Das Szenario ließ nichts Gutes ahnen: Auf einem nur schwer zugänglichen Flachdach lag eine bewusstlose Person. Sie war verletzt, der Rettungsdienst musste sich um den Patienten kümmern. Herausforderung: Wie nun den Verletzten sicher und schonend vom fünf Meter hohen Dach auf sicheren Boden bringen? „Ich beabsichtige die Rettung des Patienten mittels Anwendung des Leiterhebels“, erklärte der Weilerswister Gemeindebrandinspektor Jürgen Schmitz. Seinem Einsatzbefehl folgten an diesem Samstagmittag auf dem Gelände der Euskirchener Badewelt die Einsatzkräfte.

Mit Steckleitern, die die Helfer in Feuerwehrschutzkleidung an einer gedachten Hauswand in Stellung brachten, sowie Seilen und einer Krankentrage, konnte der „Patient“ aus der Höhe gerettet und dem Rettungsdienst am Boden im ersten Versuch übergeben werden.

Nicht nur löschen

Das Einsatzgeschehen war nur eine Übung des Truppführerlehrgangs der Feuerwehren im Kreis Euskirchen, der Ende Juni begann und jetzt Anfang Oktober endete. „Die Feuerwehr ist schon lange nicht mehr nur fürs Löschen von Feuer zuständig“, erläuterte Schmitz diese Form der Patientenrettung. Schmitz ist seit nunmehr 25 Jahren bei der Feuerwehr Weilerswist aktiv. Seit 2003 ist der stellvertretende Leiter der Gemeindewehr als Kreisausbilder beim Kreisfeuerwehrverband Euskirchen tätig.

Der Anspruch ist hoch, denn den Ehrenamtlern wird ein hohes Maß an Verantwortung übertragen. Die Truppführerausbildung ist die erste Führungsausbildung. „Ein Truppführer muss zukünftig Gefahren beim Einsatz erkennen und seinen Truppmann vor ihnen schützen. Hierzu zählen auch klare Kommandos und Lagemeldungen an den Gruppenführer“, so Schmitz weiter. Der Truppführer ist sozusagen das Auge des Gruppenführers, etwa dann, wenn es in einem Gebäude brennt. Seiner Einschätzung kommt eine besondere Bedeutung zu, die den Gruppenführer wiederum in seiner Entscheidungsfindung für weitere Einsatzmaßnahmen unterstützt.

Der Kreisfeuerwehrverband Euskirchen versteht sich bei dieser Ausbildung als Servicedienstleister für die Feuerwehren der elf Städte und Gemeinden.

Das Lehrgangsziel basiert auf der Vertiefung bereits gefestigter Grundkenntnisse bei diversen Löscheinsatzszenarien, der technischen Hilfeleistung und dem Verhalten bei Gefahren.

Zahlreiche Lehrinhalte

Im Lehrgang ging es auch dieses Mal wieder unter anderem um Rechtsgrundlagen, Fahrzeug- und Gerätekunde, Brand- und Löschlehre, Verhalten bei Gefahren, ABC-Gefahrstoffe, Löscheinsatz und Technische Hilfeleistung. Seit einigen Jahren gibt es einen zusätzlichen Schwerpunkttag zur Verkehrsunfallrettung nach Konzeptionen von Ausbildern in Zusammenarbeit mit dem Kreisfeuerwehrarzt.

Während der Corona-Pandemie wurden sehr viele Inhalte online vermittelt; diesmal fand wieder ein größerer Präsenzanteil statt. Um dem großen Ausbildungsbedarf Rechnung zu tragen, fanden im Kreis Euskirchen sowohl im südlichen, als auch im nördlich Kreisgebiet, insgesamt zwei Lehrgänge parallel statt.

„Wir freuen uns sehr, dass sich engagierte Feuerwehrangehörige aus dem gesamten Kreisgebiet in ihrer Freizeit weiter qualifizieren, um verantwortungsvolle Aufgaben in der Feuerwehr zu übernehmen“, so Kreisausbilder Schmitz.  

Wie Schmitz selbst sind die Kreisausbilder, die aus den kommunalen Feuerwehren stammen, ehrenamtlich tätig. „Unser besonderer Dank gilt allen aktiven und ehemaligen Ausbildern, die teilweise über Jahre und Jahrzehnte in verschiedenen Lehrgängen ihr Wissen und ihre Erfahrung an die Teilnehmer weitergegeben haben“, so Johannes Gebertz, der stellvertretende Kreisbrandmeister und Ausbildungsbeauftragte des Verbandes.

Er freute sich besonders über die 42 neuen Truppführer, die den Lehrgang mit Bestehen der Abschlussprüfung in Theorie und Praxis erfolgreich abschließen konnten.

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