Corona-Entwicklung: Interview mit dem KBM

Kreis Euskirchen. Seit dem heutigen 2. November greifen in Nordrhein-Westfalen weitereichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens, um den Anstieg der Infektionszahlen mit dem Corona-Virus einzudämmen. Wir sprachen mit unserem Verbandsvorsitzenden, Kreisbrandmeister Peter Jonas (Foto li.), über die Auswirkungen für die Feuerwehren:
 
Peter, welche Auswirkungen hat die erneute Änderung der Corona-Schutzverordnung für die Feuerwehren?
 
Im Grunde genommen keine nennenswerten Auswirkungen, da die Schutzverordnung Ausnahmetatbeständige für die Arbeit von Rettungs- und Hilfsdiensten vorsieht. Entscheidend ist aber, dass wir in Abstimmung mit den Leitern der Feuerwehren und der Kreisjugendfeuerwehr bereits im Zusammenhang mit der ersten Pandemie-Welle umfangreiche Hygieneregelungen etabliert haben, um einen möglichst sicheren Feuerwehrdienst zu gewährleisten. Man könnte sagen: Wir leben seit geraumer Zeit in einem kleinen Feuerwehr-Lock-Down.
 
Das bedeutet Feuerwehrdienste können wie gehabt stattfinden?

 
Bereits seit Monaten haben wir uns einen strengen Maßstab auferlegt. Unser oberstes Ziel ist es, die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft und die Gesundheit unserer Einsatzkräfte bestmöglich zu schützen. Feuerwehrdienste, wie sie noch in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden, sind in der Art und Weise kaum noch möglich.
 
Welche Maßnahmen werden denn getroffen?

 
Gemeinsam mit den Leitern der Feuerwehren haben wir Rahmenempfehlungen aufgestellt und fortgeschrieben, die ein ganzes Maßnahmenpaket beinhalten. Zunächst einmal wurde der Dienstbetrieb auf das Wesentliche beschränkt. Übungsdienste werden versetzt in Kleingruppen durchgeführt; das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – oder je nach Tätigkeit einer FFP2-Maske – ist dabei immer angezeigt. Und auch Dienstbesprechungen finden vermehrt als Videokonferenzen statt, um nur einige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus verzichten die Feuerwehren seit geraumer Zeit auf die Durchführung von sozialen Veranstaltungen.
 
Leidet darunter die Motivation der Einsatzkräfte?
 
Die Situation ist für uns alle schwierig; die Feuerwehren sowie die Hilfsorganisationen und das THW sind da keine Ausnahme. Aber unserer Einsatzkräfte, die sich im überwiegenden Teil aus dem Ehrenamt rekrutieren, wissen um ihre besondere Aufgabe, gerade während der Pandemie. Die Einsatzdienste stellen die Sicherheit von rund 193.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Kreis Euskirchen sicher und tun alles dafür, um das hohe Schutzniveau weiterhin aufrecht erhalten zu können.
 
Gibt es schon Auswirkungen durch Corona-Infektionen innerhalb der Feuerwehren?
 
Wir erheben nahezu arbeitstäglich die Infektionszahlen, auch mit Blick auf die Rettungs- und Hilfsdienste. Gegenwärtig gibt es keine Einschränkungen bezogen auf die Einsatzfähigkeiten der kommunalen Feuerwehren. Aber auch dann würden wir umgehend reagieren und bspw. Einsatzmittelketten im Rahmen der Alarm- und Ausrückeordnungen anpassen.
 
Wie funktioniert der Austausch der Informationen?
 
Durch den Krisenstab des Kreises Euskirchen und den eingerichteten Führungsstab wird ein stetiger Informationsfluss sichergestellt. Mit den Leitern der Feuerwehren, dem Kreisfeuerwehrverband und der Kreisjugendfeuerwehr stehen wir im engen Kontakt und haben erst am vergangenen Freitag und Samstag Videokonferenzen durchgeführt; die nächste findet übrigens am kommenden Donnerstag statt. Wir sind gut vernetzt.
 
Um was geht es bei den Videoschalten?
 
Die kommunalen Feuerwehren sind Einrichtungen der Städte und Gemeinden und so obliegt es den Leitern der Feuerwehren, den Dienstbetrieb in ihren Wehren zu regeln. Aber wir gehen einen gemeinsamen Weg gehen und haben uns daher auf die bereits genannten Handlungsempfehlungen verständigt.
 
Das bedeutet in allen 113 Löschgruppen im Kreis Euskirchen wird einheitlich verfahren?
 
Was die Schutzmaßnahmen angeht, setzen praktisch alle Einheiten das hohe Schutzniveau seit Monaten um. Aber es gibt durchaus Standorte, die noch strenger vorgehen. Einige Löschgruppen haben den Ausbildungsbetrieb im November eingestellt; das betrifft dann zwei Übungsabende und hat keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Wehren.
 
Wie steht es um die Kinder- und Jugendfeuerwehren?
 
Die Leiter der Feuerwehren berichten hierzu über eine geradezu vorbildliche Einhaltung der Hygienestandards. Zur Erläuterung: Auch die Dienste der Jugendfeuerwehren finden weitgehend im Freien, zeitlich beschränkt, mit Abstand und Mund-Nase-Schutz statt, um nur einige der Hygienemaßnahmen zu nennen. Zudem ist die Teilnahme an diesen Diensten nicht verpflichtend.
 
Sind Ausbildungsdienste der Jugendfeuerwehren denn jetzt wirklich wichtig?
 
Ich denke hier geht es weniger um die Feuerwehr, sondern vielmehr um die Jugendarbeit im Allgemeinen. Gerade Kinder und Jugendliche erleben die Corona-Situation vielfach noch belastender als wie Erwachsenen. Jede Art von Abwechslung ist dabei willkommen. Wir stehen im Austausch mit dem Kreisjugendamt, das uns bereits im Rahmen der ersten Pandemie-Welle ermuntert hat, den Dienstbetrieb unter Berücksichtigung der entsprechenden Hygienemaßnahmen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Ich bin den Jugendwarten sehr dankbar für die vielfach sehr aufwändigen Planungen, um den Jugendlichen wenigstens eine Stunde Dienstbetrieb oder einen Videochat zu ermöglichen. Aber auch hier gilt: Die Leiter der Feuerwehren entscheiden gemeinsam mit den Stadt- und Gemeindejugenfeuerwehrwartinnen/-warten, welche Dienste in welchem Rahmen unter Berücksichtigung der kommunalen Infektionsgeschehen möglich und aktuell vertretbar sind.
 
Peter, die Corona-Pandemie traf dich unmittelbar nach der Amtsantritt als Kreisbrandmeister. Welche Erfahrung war für die besonders bezeichnend?
 
Wie ziehen alle an einem Strang. Und damit meine ich nicht nur die Feuerwehren, sondern auch die Rettungs- und Hilfsdienste hier im Kreis Euskirchen. Das Zusammenspiel war schon immer von einem besonderen Vertrauensverhältnis geprägt, aber die Pandemie hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Das gilt übrigens ausdrücklich auch für die Verwaltung, die seit Monaten an der Belastungsgrenze arbeitet, um uns zu unterstützen, beispielweise durch die Beschaffung von Schutzmaterial.

(Oliver Geschwind, Geschäftsführer KFV)

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