Delegiertenversammlung 2020

Kreis Euskirchen/Kall – Der Beifall der Delegierten, die sich in der Kaller Bürgerhalle von ihren Plätzen erhoben hatten, wollte nicht enden. Die „Standing Ovations“ galten dem ehemaligen Kreisbrandmeister Udo Crespin, der sich an diesem Abend auch als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Euskirchen verabschiedete.

20 Jahre lang hatte Crespin die Schicksale dieser Feuerwehrvereinigung geleitet, der knapp 4500 Feuerwehrmänner und -frauen im Kreis Euskirchen angehören. Nachfolger von Udo Crespin als Verbandsvorsitzender ist nun Kreisbrandmeister Peter Jonas, der von den Delegierten einstimmig gewählt wurde.

Die Pandemie Corona bestimmte den Verlauf des Abends in der Kaller Bürgerhalle: Am Saaleingang lagen Einwegmasken und Papierhandtücher bereit, dazu war ein Spender für Desinfektionsmittel vorhanden. Auf freundliches Händeschütteln zur Begrüßung wurde selbstredend verzichtet, im Saal selbst stand an jedem Tisch nur ein Stuhl zur Verfügung, so dass der gebotene Abstand gewahrt wurde.

Weil die kommunalen Feuerwehren des Kreises wegen der Corona-Situation ihrerseits auch weniger Delegierte nach Kall entsendet hatten, verteilten sich nur 61 Stimmberechtigte in der geräumigen Bürgerhalle, in der sonst selbst Großveranstaltungen über die Bühne zu gehen pflegen.

Wie Udo Crespin eingangs der Versammlung ankündigte, wolle man die Tagesordnung in gebotener Kürze abarbeiten und nur dringende Themen behandeln. Auch habe man auf die Einladung von Gästen aus Politik und Verwaltung zur Tagung verzichtet, um dem Vorbildcharakter der Feuerwehr bezüglich der Sicherheit und Gefahrenabwehr gerecht zu werden.

Nach der Bestellung des neuen Kreisbrandmeisters (KBM) Peter Jonas und dessen Stellvertreter Johannes Gebertz durch den Euskirchener Kreistag wurde in Kall auch die Wachablösung an der Spitze des Kreisfeuerwehrverbandes offiziell vollzogen, indem Jonas und Gebertz einstimmig für die Dauer von fünf Jahren an die Spitze des Verbandes gewählt wurden.

4500 Aktive in den Wehren

Jonas wurde als Nachfolger des bisherigen Kreisbrandmeisters und Verbands-Vorsitzenden Udo Crespin, und Gebertz für den bisherigen KBM-Stellvertreter Walter Wolff gewählt. Zweiter stellvertretender Verbandsvorsitzender bleibt Vize-Kreisbrandmeister Harald Heinen aus Kall.

Wie Udo Crespin berichtete, wird es im Kreis Euskirchen als vorteilhaft angesehen, dass der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes personengleich mit dem Kreisbrandmeister und dessen Stellvertreter ist. Als Rechnungsführer bleibt Walter Wolff die nächsten fünf Jahre dem geschäftsführenden Vorstand erhalten, der mit dem Geschäftsführer Oliver Geschwind komplettiert wird. Wolff stellte an dem Abend auch den Kassenbericht für 2019 und den Haushalt für das Rechnungsjahr 2020 vor.

Für den bisherigen Beisitzer und neuen KBM Peter Jonas wählten die Delegierten Philipp Heller in den erweiterten Vorstand. Weitere Beisitzer sind Jens Schreiber, André Zimmermann, Rudolf Thelen und Kreisjugendwartin Kerstin Brandhoff. Weil man wegen der Corona-Pandemie auf das Verteilen von Wahlzetteln verzichten wollte, stimmten die Delegierten einstimmig der Blockwahl per Handzeichen zu.

Die Jahresbilanz des Vorstandes teilten sich Ex-Kreisbrandmeister Udo Crespin, Geschäftsführer Oliver Geschwind, Statistiker Karl-Georg Hardy sowie die Fachbereichsleiter für Technik, Jugendfeuerwehr, Ausbildung und Einsatzplanung. Corona, so Geschäftsführer Oliver Geschwind, habe auch den Feuerwehren im Kreis Euskirchen außergewöhnliche Zeiten beschert und in Abstimmung mit den Leitern der Feuerwehren zur Einstellung des Übungsbetriebes geführt.

Auch geplante Lehrgänge hätten nicht stattfinden können. Jetzt wolle man aber langsam den Lehrgangs- und Seminarbetrieb wieder aufnehmen. Für dieses Jahr seien unter anderem noch zwei Truppführer-Lehrgänge, ein Lehrgang für Jugendgruppenleiter, ein Seminar mit dem Thema „Anlagentechnik“ und zwei Fortbildungen für Gruppenführer vorgesehen.

Waldbrandexperte Cimolino kommt

Udo Crespin bedauerte den Ausfall eines besonderen Seminars zum Thema „Wald- und Vegetationsbrände“. Dazu habe man den viel gefragten Experten Ulrich Cimolino gewinnen können. Cimolino ist Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand beim Deutschen Feuerwehr-Verband und Branddirektor bei der Feuerwehr in Düsseldorf.

Das ausgefallene Seminar, für das sich bereits knapp 200 Feuerwehrangehörige aus dem Kreis Euskirchen angemeldet hatten, soll nun im Januar nächsten Jahres stattfinden.

Die Entwicklung der Feuerwehren im Kreis Euskirchen bezüglich Personal, Ausrüstung, Ausbildung und Einsatzgeschehen hatte Stadtbrandinspektor Karl-Georg Hardy aufgezeichnet. Die Gesamtzahl der Feuerwehrangehörigen im Kreis sei um 55 auf 4474 angewachsen. Die Mitgliederzahl bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren von 764 auf 793 angestiegen, die Stärke der Einsatzabteilung sei im Jahresverlauf um 47 auf insgesamt 2765 gestiegen. Die Unterstützungsabteilung wuchs von 23 auf 30 Mitglieder, während altersbedingte Sterbefälle in der Ehrenabteilung zu einem Rückgang von 914 auf 886 Mitglieder geführt haben.

4474 Feuerwehrmitglieder seien eine „mächtige Zahl“, stellte der Noch-Vorsitzende Udo Crespin fest. Erfreulich sei die Zahl der Jugendlichen, die aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilungen übernommen worden seien. In der Vergangenheit habe der Kreis Euskirchen im Vergleich zu anderen Regionen immer positive Entwicklungen verzeichnen können.

Dieser Erfolg gegen den allgemeinen Trend sei vordergründig der ausgezeichneten Arbeit in den Löschgruppen und -zügen zu verdanken.  Crespin: „Im Schnitt sind in jeder Kommune 250 Feuerwehrmitglieder aktiv“.

3500 Einsätze, davon 563 Brände

Die Zahl der Brandeinsätze im Kreis Euskirchen ist im vergangenen Jahr auf die Rekordzahl von 563 angestiegen. Mit 1573 erreichten auch die Technischen Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen (282), ABC-Unfällen (430), Wasser- und Sturmschäden (374) oder Menschen in Notlagen (251) einen Höchststand im Vergleich zu den Vorjahren.

Als rückläufig verzeichnet wurde die Zahl der Fehlalarmierungen, die von 182 auf 157 sank. Böswillige Alarme gab es sieben gegenüber 14 im Vorjahr. Die Gesamtzahl aller Einsätze, zu denen auch Brandschauen, Brandschutz-Erziehungen, Brandsicherheitswachen zählen, betrug 3283.

„2019 konnte fast jeden Tag ein Mensch gerettet werden“, kommentierte Udo Crespin die Zahl der durch die Feuerwehr geretteten Personen. 27 Menschen konnte die Feuerwehr nur noch tot bergen. „Wir hatten aber auch 28 verletzte Feuerwehrleute zu verzeichnen“, wies Crespin auf die Gefahren hin, denen die Feuerwehren oft ausgesetzt sind.

Über die Entwicklung der Feuerwehr-Nachwuchses berichtete Kreisjugendwartin Kerstin Brandhoff: Zum Jahresende 2019 habe es im Kreis 61 Jugendfeuer-Gruppen mit 745 Jungen und Mädchen gegeben. Insgesamt seien 6795 Stunden Gruppenarbeit geleistet worden. Im Verlauf des Jahres seien 87 Jugendliche in die Einsatzabteilungen der Wehren übernommen worden.

Inzwischen habe sich mit der Gründung einer Jugendfeuerwehr in Weiler am Berge die 62. Gruppe im Kreis etabliert. Auch das Jugendforum gegen Extremismus, so Kerstin Brandhoff, sei durch die Corona-Pandemie ausgebremst worden. Die Abnahme der Prüfungen zur Leistungsspange sei abgesagt worden. Ein Projekttag „Sind wir nicht alle ein bisschen anders?“ habe am Jahresanfang noch stattfinden können. Ungewiss sei aber die Realisierung einer Fahrt zur Gedenkstätte nach Buchenwald, die vom 16. bis 18. Oktober stattfinden soll.

Für den Fachbereich „Technik und Sicherheit“ stellte Philipp Heller einen Flyer zum Trinkwasserschutz durch den Einsatz von Systemtrennern sowie einen Info-Flyer über die Verwendung eines Personenschutz-Schalters zur Unterbrechung der Stromzufuhr vor.

Crespin: „Abschied kein Trauerfall“

Für den Fachbereich Einsatzplanung berichtete Vize-Kreisbrandmeister Johannes Gebertz, dass man damit beschäftigt sei, ein Handbuch für Einsatzleiter zu erarbeiten. Des Weiteren wolle sich das Gremium mit dem Fachthema Wald- und Vegetationsbrände beschäftigen.

Alexander Rheindorf berichtete über die Arbeit im Fachbereich „Fort- und Weiterbildung“: Mehrere geplante und bereits organisierte Seminare und Übungen seien durch die Corona-Gefahren zunichte gemacht worden. Rheindorf hoffte, das ein für Oktober geplantes Seminar zum Thema „Anlagentechnik“ stattfinden kann.

Nach der von Karl-Georg Hardy geleiteten Neuwahl des Vorsitzenden Peter Jonas und dessen Stellvertreter Johannes Gebertz ermunterte der scheidende Vorsitzende Udo Crespin die neue Führungsriege: „Der Wechsel ist ein guter Moment für den Verband und ein guter Moment für mich. Das künftige Führungsgremium ist in Einklang besetzt worden, wie auch diese Wahl heute Abend gezeigt hat“.

Sein Abschied als Vorsitzender sei weder eine Trennung noch ein Trauerfall. Man werde weiter zusammenbleiben und weiter „Feuerwehrwehr machen“. Er habe 20 Jahr lang Vorsitzender eines Verbandes mit fast 4500 Feuermitgliedern sein dürfen. Crespin: „Das war mir eine Ehre, eine Verpflichtung und eine außerordentliche Verantwortung. Jedoch sei nicht ein einzelner der Leistungserbringer, die Feuerwehr im Verband habe immer eine Mannschaftsleistung gezeigt. „Wir haben viel bewirkt, wir haben viel verändert, wir haben gefördert und wir haben vernetzt“, blickte Crespin zurück.

Der neuen Führungsriege wünschte er nicht nur Erfolg, sondern auch eine glückliche Hand. Crespin: „Ihr seid jetzt die Zukunftsmacher“. Ihm seien in seiner 20-jährigen Amtszeit mehrere Ziele und Herzenswünsche erfüllt worden. Crespin: „Kein Kamerad blieb im Einsatz zurück“. Er gehe mit Frieden im Herzen und einem guten Gefühl aus seiner Position. Man habe ihm in seiner Zeit als Kreisbrandmeister oft gedankt und deshalb schließe er mit dem Worten: „Ich danke Euch“.

(Text und Fotos: pp/Agentur ProfiPress/Reiner Züll)

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